09.03.2010
45 Jahre Jugendfeuerwehr Ochtrup - Ochtrup leistet Pionierarbeit
von Jörg Veldermann
Als vor 45 Jahren bekannt wurde, dass Ochtrup eine Jugendfeuerwehr bekommen sollte, war das eine echte Überraschung. Auch Franz Ruhwinkel war überrascht. Aus einem anderen Grund: Er war der neue Jugendfeuerwehrwart.
"Dass ich es werden würde, hatte man wohl schon entschieden", sagt der heute 79-Jährige. Geärgert hat er sich darüber nicht. Ganz im Gegenteil. Drei Jahre sollte er für die Jugendarbeit der Ochtruper Feuerwehr verantwortlich bleiben. Für viele der damals 15 bis 17-jährigen Jugendlichen war diese Zeit wegweisend. Die meisten sind der Feuerwehr bis heute treu geblieben.
Und das liegt auch daran, dass sich die Jugendfeuerwehr nie als reine "Kaderschmiede" verstanden hat. Franz Ruhwinkel betont: "Für mich ging es vor allem um die Jugendarbeit." Sein Ziel sei es gewesen, aus den jungen Erwachsenen Menschen zu machen, die "in die Zeit hineinpassten." Dass es nicht nur um die Nachwuchsarbeit gehen sollte, zeigte schon das erste Treffen. Angemeldet hatten sich etwa zehn. Doch einer fehlte. "Der ist zum Flughafen in Stadtlohn, Segelfliegen, sagte einer", erinnert sich Franz Ruhwinkel. Damit stand auch das erste Reiseziel der Jugendfeuerwehr fest: Stadtlohn. Noch am gleichen Tag ging es los. "Für die Jugendlichen war das eine interessante Sache."
Nicht nur in Ochtrup machte das Modell "Jugendfeuerwehr" Schule. Im Jahr 1965 war die Töpferstadt noch Pionier gewesen. Im gesamten Kreis gab es nicht eine weitere Jugendfeuerwehr, auch bundesweit leisteten sich nur vereinzelte Kommunen eine Feuerwehr-Jugendabteilung. Nicht nur statistisch war Ochtrup von Beginn an vorne dabei. Das zeigte sich früh. Im zweiten Jahr nach der Gründung ging es ins Zeltlager nach Emsbüren. Auf dem Programm dort stand auch ein Leistungsvergleich mit anderen Jugendfeuerwehren. Es gab keine Platzierungen. Doch unter der Hand erfuhr Franz Ruhwinkel: "Ihr wart unter den Besten." Damals sagte er das nicht. Es sollte schließlich nicht um einen Wettkampf untereinander gehen. Im Vordergrund stand die gemeinsame Sache.
Vor 45 Jahren wurde in Ochtrup der Grundstein für die Jugendfeuerwehren im Kreis Steinfurt gelegt. Treibende Kräfte waren damals der Ochtruper Stadtdirektor Bernhard Elling und Wehrführer Willi Kerstiens. Mit einer Zeitungsanzeige wurde für den Eintritt in die Jugendfeuerwehr geworben. Zehn Jungs trafen sich zum ersten Dienstabend. Heute kann man sich nicht mehr vorstellen, dass eine qualifizierte Nachwuchsarbeit ohne eine Jugendfeuerwehr effektiv funktionieren kann. So unterhalten fast alle Kommunen im Kreis eine Jugendfeuerwehr.
Welchen Wert die Jugendarbeit für die Wehr hat, unterstreichen Zahlen: In den 45 Jahren traten 251 Jugendlliche ab 14 Jahren der Jugendfeuerwehr bei. 112 von ihnen sind heute noch in den vier Löschzügen aktiv, einige wechselten bereits in die Alters- und Ehrenabteilung, zwölf sind in anderen Wehren oder der Kreisleitstelle im Einsatz.
Erster Jugendfeuerwehrwart war vom 22. Mai 1965 bis 1968 Franz Ruhwinkel, der später Wehrführer wurde. Ihm folgte bis 1972 Ludger Ransmann. Elf Jahre bis 1983 übernahm Ewald Wilpers die Aufgabe. Karl Wierling war sein Nachfolger bis 1991. Weitere Jugendfeuerwehrwarte waren Franz-Gerd Böing (1991 bis 1993), Martin Winter (1993 bis 1999), Michael Reinker (1999 bis 2003), Jürgen Bültbrune (2003 bis 2007) und Jörg Veldermann (seit 2007).
Die Jugendgruppe hat momentan 16 Mitglieder, davon fünf Mädchen und elf Jungen im Alter von 14 bis 18 Jahren.
Eine kleine Feierlichkeit zum Jubiläum findet am 6. November 2010 während des „Treffens aller ehemaligen Jugendfeuerwehrwarte des Kreises Steinfurt“ in Ochtrup statt.
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